COCHLEA IMPLANTAT - WAS IST DAS ? 

 

 

Hochgradige Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit stellen für den Betroffenen ein Hindernis in der auditiven Welt der Hörenden dar und führen oft zu einer Verarmung an zwischenmenschlichen Kontakten bis hin zur Isolation, vor allem bei älteren Personen.

 

Funktion eines Cochlea Implantates ist es, dem Patienten mittels elektrischer Stimulation der Spiralganglienzellen (Hörnervenzellen) der Cochlea (Hörschnecke im Innenohr), über eine in dieselbe inserierte Elektroden, Höreindrücke (Geräusche und Töne) und ein freies Sprachverständnis (ohne Lippenablesen) zu ermöglichen.

 

Das Implantat besteht aus zwei Teilen: der äußeren nicht implantierten Komponente (Hör-Sprachprozessor) und dem implantierten inneren Teil, dem eigentlichen Implantat.

 

 

Äußere Komponente

 

 

Hinter-dem-Ohr Hör-Sprachprozessor (HdO)

 

Der Hdo-Prozessor wird ähnlich einem konventionellen Hörgerät hinter dem Ohr getragen. Dieser enthält ein Hochleistungsmikrophon, den Sprachprozessor, Batterien (zur Energieversorgung des gesamten Systemes) und einen Sender.

Mit dem Mikrophon werden akustische Signale aufgenommen, in elektrische Impulse umgewandelt und an den Sprachprozessor weitergeleitet.

 

Sprachprozessor

 

Hier werden die elektrischen Impulse entsprechend der Sprachkodierungsstrategie des Geräts umgewandelt und über ein kurzes Kabel an den Transmitter geleitet.

 

Transmitter (Sendespule)

 

Dieser Teil, der zur äußeren Komponente gehört, wird auf der Kopfhaut 2-3 cm hinter und leicht oberhalb der Ohrmuschel, von den Kopfhaaren verdeckt, getragen. Von dem im implantierten Teil befindlichen Magneten wird er in Position gehalten. Der Transmitter sendet drahtlos, über magnetische Induktion, die Information durch die intakte Haut. Da zwischen Außen- und Innenteil keine Verbindung besteht,  gibt es kein Infektionsrisiko und der Patient kann die äußere Komponente bei Bedarf abnehmen (duschen, schlafen).

Nimmt der Patient den Transmitter ab, kann keine Information übermittelt werden; der Patient empfindet keine Höreindrücke.

 

 

Innere Komponente – das Implantat

 

 

Dieser Teil muss im Rahmen einer etwa 1,5 bis 2 stündigen Operation in das Planum temporale (den Knochen hinter dem Ohr) und die Cochlea (Schnecke) implantiert werden.

 

Empfänger (Receiver)

 

Dieser Teil enthält einerseits den zuvor erwähnten Magneten und nimmt andererseits die durch Induktion übertragene Information auf und wandelt sie wieder in entsprechende elektrische Potentiale um.

Die Stromversorgung des Implantats verläuft über Induktion, sodass keine Stromquelle (Batterie) im Körper implantiert ist (anders als bei Herzschrittmachern, welche eine Batterie enthalten).

 

Stimulationselektrode

 

Das ist jener Teil des Implantates, der in die Cochlea (Schnecke) inseriert wird. Die Länge und das Design variiert je nach Hersteller und Implantattype (auch bei Geräten des gleichen Herstellers). Auf den letzten 17 bis 29 mm der Elektrode befinden sich die Elektrodenkontakte (meist paarweise), über welche die elektrischen Mikropotentiale aus der Elektrode austreten, um die Spiralganglienzellen zu reizen und so zum Höreindruck zu führen.

 

Erdungselektrode (indifferente Elektrode)

 

Bei monopolarer Stimulationsstrategie wird jeweils eine einzelne aktive Elektrode gegen die Erdungselektrode stimuliert. Diese wird unter den temporoparietalen Muskel direkt am Schädelknochen platziert.

Bei bipolarer Stimulationsstrategie fließt der Mikrostrom zwischen den ausgewählten benachbarten Elektrodenkanälen.

 

 

Implantate der unterschiedlichen Hersteller unterscheiden sich in:

 

 

·     Design der äußeren Komponente

Anzahl der Batterien und Akkus, Betriebsdauer einer Batterie oder Akkuladung, Größe, Farbe

 

·     Elektrodendesign

    Länge der Stimulationselektrode, Form der Elektrode, Anzahl der Elektrodenkontakte

    Lage der Elektrodenkontakte

 

·     Stimulationsart:

    analog oder pulsatil, monopolar oder bipolar

 

·     Signalverarbeitung im Sprachprozessor (Sprachkodierungsstrategie)

FS4p, FSP, CIS, SPEAK, ACE, SAS, Analog, MPEAK, F0-F1-F2

 

 

·     Impulsrate:

Anzahle der Pulse (Reize) pro Sekunde, Widerholungsrate des Prozessors (uptake rate)

 

 

COCHLEA IMPLANTAT - INDIKATIONEN

 

 

Liegt eine beidseitig (bilaterale) hochgradige sensorineurale Schwerhörigkeit vor, welche auch mit optimaler beidseitiger Hörgeräteversorgung zu keinem Sprachverständnis führt (Freiburger Einsilber < 45% ), ist eine Versorgung mit dem Cochlea Implantat sinnvoll.

 

Voraussetzung für eine erfolgreiche Cochlea Implantation ist das Vorhandensein eines funktionierenden Hörnervens (Nervus acusticus),einer funktionstüchtigen zentralen Hörbahn und einer zentralen Sprachverarbeitung.

 

Zwei Zielgruppen profitieren von der Cochlea Implantation:

 

1.    Gehörlos geborene Säuglinge und Kleinkinder (bis zum 4. Lebensjahr) ohne Spracherwerb (prälingual)

2.    Kinder jeder Altersstufe, Jugendliche und Erwachsene, die nach dem Spracherwerb gehörlos wurden (postlingual)

 

Bei erwachsenen Patienten, die gehörlos geboren wurden oder vor dem Spracherwerb prälingual ertaubten und somit keine akustische Erinnerung haben, ist auch nach einer Cochlea Implantation kein Sprachverständnis zu erwarten, da die Bahnung des Sprachzentrums der Hirnrinde in den ersten Lebensmonaten und -jahren (etwa 4.- 6. Lebensjahr) durch akustische Reize erfolgt. Bleiben diese Reize wegen Gehörlosigkeit aus, kommt es zu keiner Bahnung und die entsprechenden Areale der Gehirnrinde werden für andere Fähigkeiten genützt.

 

Neben medizinischen Indikationskriterien ist auch die Motivation und die Kooperationsbereitschaft des Patienten von besonderer Bedeutung, da mit der Cochlea Implantation selbst nur die Voraussetzung des Spracherwerbs geschaffen wird. Ein gutes Sprachverständnis benötigt intensives audiologischem Hör- und Sprachtraining (vergleichbar mit dem Erlernen einer Fremdsprache) und regelmäßige Tests, zur objektiven Erfolgsbeurteilung.

 

Bei retrochochleären, neurogenen (Nerven und Gehirn assoziierten) und zentralen Hörstörungen, sogenannten auditorischen Neuropathien, ist ein Cochlea Implantat nicht indiziert. Das Cochlea Implantat ersetzt nur die Cochlea (Schnecke), nicht aber die anderen Anteile der Hörbahn.

 

 

COCHLEA IMPLANTAT - ABLAUF DES KLINIKAUFENTHALTES

 

Am Tag vor der Operation erfolgt die stationäre Aufnahme auf der Station 15 I (roter Bettenturm des AKH Wien,

Tel: 01 40400 3348   Fax: 01 40400 6451).

 

Es erfolgt noch mal eine HNO ärztliche Untersuchung und die Kontrolle, ob alle notwendigen Befunde für die Operation vorhanden sind. Nicht vergessen alle Ihre Befunde von zu Hause auch auf die Station mitzubringen !

 

Bei Bedarf werden eventuell noch zusätzliche Untersuchungen durchgeführt.

 

Ab Mitternacht darf nichts mehr gegessen und getrunken werden (nüchtern für OP).

 

Am nächsten Tag erfolgt die Implantation – ein etwa 2 stündiger Eingriff.

 

Nach der Operation am Nachmittag sollte Bettruhe gehalten werden, ab dem 1. postoperativen Tag ist nur mehr körperliche Schonung notwendig.

 

Am 2. oder 3. postoperativen Tag wird eine Röntgenaufnahme des Schädels zur Lagekontrolle der Elektrode durchgeführt.

 

Etwa 3 bis 4 Tage nach dem Eingriff kann der Patient in häusliche Pflege entlassen werden und muss nur zu den vereinbarten Kontrollen und dann zum Fittingtermin (Einschalten) in der Ambulanz erscheinen.

 

COCHLEA IMPLANTAT - KOSTEN

 

 

Alle Personen, die in Österreich krankenversichert sind, erhalten das Cochlea Implantat kostenlos. Die Kosten für das Implantat übernimmt das jeweilige Krankenhaus, in welchem das Gerät implantiert wird (im Falle der HNO Universitätsklinik das AKH Wien). Die Spitalsaufenthaltskosten werden, wie bei jeder anderen Erkrankung, die einen Spitalsaufenthalt notwendig macht, von der Krankenkasse des Versicherten gedeckt.

 

Patienten, die nicht in Österreich krankenversichert sind, müssen sowohl für die Implantat-, als auch für die Operations- und Spitalsaufenthaltskosten, zur Gänze aufkommen.

 

Das Cochlea Implantat kostet im Durchschnitt 25.000 € (genau Angaben siehe Firmen). Die Operationskosten und jene für den Spitalsaufenthalt belaufen sich auf circa 70.000 € .

 

 

 

COCHLEA IMPLANTAT - NACHBETREUUNG

 

 

Durchschnittlich drei Wochen nach Implantation erfolgt die als Fitting bezeichnete Inbetriebnahme des Cochlea Implantats.

Hierzu wird der Aussenteil (HdO) ähnlich einem Hörgerät hinter dem Ohr getragen und die mit diesem über ein kurzes Kabel verbundene Sendespule über dem implantierten Teil, der bei einigen Implantattypen einen Magnet enthält, an die Kopfhaut angelegt und bleibt dort magnetisch haften.

 

Die elektrischen Impulse werden mittels Induktion (es fließt KEIN Strom durch die Kopfhaut) von der Sendespule an den im implantierten Teil enthaltenen Empfänger übertragen, dort wieder in elektrische Impluse umgewandelt und über die Elektrode an die Cochlea und die Spiralganglienzellen weitergeleitet, welche die Signale dann in nervale Impulse kodieren und es zu einem Höreindruck kommt.

 

Die Höreindrücke beim Fitting sind von Patient zu Patient, in Abhängigkeit von  Dauer der Gehörlosigkeit und Ursache der Ertaubung, unterschiedlich und reichen vom Wahrnehmen von Lauten und Geräuschen über teilweises Verstehen von Wörtern oder Silben bis zum annähernd normalen Verstehen und sogar Telefonieren.

 

Wichtig ist aber eine nicht übertriebene Erwartungshaltung des Patienten, denn oft ist ein gutes Sprachverständnis erst nach einigen Wochen intensiven Sprachverstehens möglich, da sich das Gehirn erst an die für seine Begriffe „ungewohnten und unnatürlichen“ Reize gewöhnen muss.

 

Viele Patienten berichten, dass die Sprache, vor allem zu Beginn, klingt, „als würden Comicfiguren“ sprechen. Dieser Eindruck legt sich aber bei vielen Patienten wieder beziehungsweise verarbeitet das Gehirn die angebotene Information bald entsprechend der bestehenden akustischen Erinnerung.

 

Um diese akustische Erinnerung anzuregen bedarf es einer intensiven logopädischen Therapie und Trainings zu Beginn mehrmals wöchentlich, dann wöchentlich, monatlich und schließlich nur mehr sporadisch. Zu Beginn findet die Therapie an der Universitätsklinik statt, kann aber später auch von niedergelassenen Logopäden vor Ort fortgeführt werden.

 

In bestimmten Zeitabständen (Fitting; 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 12 Monate nach dem Fitting und schließlich mindestens 1 Mal jährlich muss ein ausführlicher audiologischer Test an der HNO Universitätsklinik durchgeführt werden, einerseits um den Verlauf zu dokumentieren und eventuell notwendig verbesserte Einstellungen des Implantats durchzuführen und andererseits sind die Ergebnisse von wissenschaftlichem Wert um ständige Verbesserungen an der Gerätetechnik und Programmierung durchführen zu können, was nur über das Patientenfeedback und objektive Messergebnisse möglich ist.

 

 

COCHLEA IMPLANTAT - OPERATION

 

 

Nach Einleitung der Narkose durch den Anästhesisten wird das Operstionsgebiet vorsichtig und kosmetisch möglichst unauffällig rasiert und in die Haut hinter dem Ohr ein Lokalanästhetikum injiziert.

Anschließend erfolgt die Hautincision. Wir führen grundsätzlich einen retoauriculären 3 - 4 cm langen Schnitt, wie bei jeder anderen Ohroperation, durch. Die Hautincision wird unmittelbar bis an den Knochen durchgeführt und ein Haut-Periostlappen gebildet, der nach kranial geklappt wird.

 

Nun wird mittels Schablonen das Implantbett auf dem Planum temporale angezeichnet. Um eine möglichst stabile und immobile Befestigung des Implantats zu gewährleisten, muss dieses in ein knöchernes Bett mit einer Tiefe von 2 mm beim Erwachsenen und 1 mm beim Kleinkind gelegt werden. Das Implantbett wird mit speziellen Bohrern in den occipito-temporo-parietalen Knochen gefräst. Zusätzlich werden Bohrlöcher für die spätere Nahtfixierung angelegt.

 

Im nächsten Schritt wird der Zugang zur Cochlea (Schnecke) hergestellt. Als erstes erfolgt die Mastoidektomie, wobei das Antrum des Mastoids so ausgefräst wird, dass der kurze Ambossfortsatz gut identifiziert werden kann. Gleichzeitig wird die hintere Gehörgangswand ausgedünnt, aber nicht perforiert.

 

Mittels posteriorer Tympanotomie erfolgt der Zugang vom Mastoid zum Mittelohr über den Recessus facialis. Dazu bohrt man unmittelbar der Spitze des kurzen Incus(=Amboss)-fortsatzes Richtung Mittelohr, wobei eine kleine knöcherne Brücke zwischen Antrum mastoideum und posteriorer Tympanotomie erhalten bleibt. Nachdem die Chorda tympani (einer von zwei Geschmacksnerven) identifiziert und 3 mm weit dargestellt wurde, fräst man vorsichtig Richtung Nervus facialis (Gesichtsnerv) weiter ohne diesen in seinem knöchernen Bett zu tangieren. Man eröffnet die posteriore Tympanotomie in einem Durchmesser von etwa 3 x 3 mm. Diese ist groß genug, wenn man die Stapediussehne, das Amboss-Steigbügelgelenk, den Stapes (=Steigbügel) und das Promontorium (Teil der Schnecke) gut im Mikroskop sehen kann.

 

Am Promontorium wird mit einem Diamantbohrer die Cochlea im Zuge der Cochleostomie vorsichtig eröffnet, bis man auf das Endost und die häutige Cochlea stößt, welche mit der Nadel eingeritzt wird. Nun sieht man die Scala tympani (manchmal kann man auch die Scala vestibuli zusätzlich ausmachen), in welche die aktive Stimulationselektrode des Cochlea Implantats eingeführt werden soll.

 

Nun wird das Implantat, welches zuvor noch in der sterilen Verpackung von einem Firmeningenieur auf seine Funkionsfähigkeit überprüft wurde, aus der Verpackung genommen, in das Implantbett gelegt und mittels nichtresorbierbaren Haltefäden nicht verrutschbar am Knochen befestigt. Dann erfolgt die Insertion der Stimulationselektrode über die Mastoidektomie, posteriore Tympanotomie und Cochleostomie in die Scala tympani bis zu ersten Widerstand, je nach Implantattyp zwischen 27 und 33 mm weit.

 

Nun wird das liegende Implantat in situ getestet mittels Stapediusreflex (man beobachtet im Mikroskop und über Monitor, ob sich bei elektrischer Stimulation durch das Implantat die Stapediussehne kontrahiert) und Telemetriemessung (eine technische Messung). Die erhobenen Werte diene auch für die spätere Anpassung als Richtwerte.

 

Anschließend wird die Cochlea mit kleinen Muskelstückchen und Fibrinkleber sowie Bone paté (eine Mischung aus patienteneigenem Kochenmehl, welches während der Bohrarbeit anfällt und gesammelt wird, und Fibrinkleber, die in soliden Knochen umgewndelt wird) dicht verschlossen um ein Austreten von Endolymphe zu verhindern. Die Elektrode wird auf ihrer gesamten Länge auf diese Weise fixiert, wobei im Mastoid eine Schlinge gelegt wird, welche vor allem beim Kind ein Herausziehen der Elektrode durch das Wachstum des Schädels verhindert.

 

Dann erfolgt der schichtweise Wundverschluss und das Anlegen eines nicht zu fest sitzenden Druckverbandes.

 

Nach Ausleiten der Narkose verbleibt der Patient noch einige Zeit (etwa 1-2 Stunden) zur Beobachtung im Aufwachraum.

 

Am Tag der Operation und dem ersten postoperativen Tag sollte Bettruhe eingehalten werden und nach durchschnittlich 4 Tagen kann der Patient in häusliche Pflege entlassen werden.

 

Etwa zwei Wochen nach der Implantation erfolgt das als Fitting bezeichnete Einschalten des Impantates und die ersten meist langersehnten Höreindrücke.

 

 

 

COCHLEA IMPLANTAT - VORUNTERSUCHUNGEN

 

 

Im Rahmen eines Ambulanzbesuches erfolgt nach dem HNO-ärztlichen Status (Untersuchung von Mund- und Rachenraum, Hals , Nase und Ohr) die audiologische Evaluation.

 

Hierzu zählen:

 

·    Reintonaudiogramm (Hörtest)

 

·    Sprachaudiogramm (Freiburger Zahlen und Freiburger Einsilber)

 

·    Tympanogramm (Messung der Trommefellspannung)

 

·    Stapediusreflexmessung (ipsi- und kontralateral)

 

·    Hirnstammaudiometrie mittels Click und Schwellbera

 

·    OAE (Otoakustische Emissionen: transiente und Distursionsprodukte)

 

·    Wenn vorhanden: Überprüfung der Hörgeräte mittles Aufblähkurve (Messung der Verstärkungsleistung)

 

 

 

Ziel dieser audiologischen Untersuchungen ist die exakte Erfassung des Ausmaßes der Hörstörung und vor allem der Versuch mit konventionellen modernen digitalen Hochleistungshörgeräten ein Optimum zu erzielen.

 

Kann selbst mit den bestmöglich angepassten Hörgeräten keine ausreichende Hörleistung erzielt werden (Aufblähkurve schlechter als 50 dB(A), Freiburger Einsilber Sprachverständnis < 45% bei 65dB(A) Prüfschall) sollte die Implantation eines Cochlea Implantats angestrebt werden.

 

Für das Funktionieren des Cochlea Implantats ist das Vorhandensein von überlebenden Spiralganglienzellen (Sinneszellen) in der Cochlea und ein intakter Hörnerv notwendig. Dies überprüft man mitunter mittels Promontoriumstest.

 

Sprechen alle diese Tests für die Implantation, erfolgt die präoperative Evaluation der anatomischen Strukturen mittels hochauflösender Computertomographie (CT Schläfenbeinregion) und Magnetresonanztomographie (MRI Schläfenbeinregion).

 

 

 

COCHLEA IMPLANTAT - GESCHICHTE

 

 

Die Entwicklung des Cochlea Implantats ist unter anderem auf eine Entdeckung Alessandro Voltas (Erstbeschreiber elektrischer Phänomene) zurückzuführen. Im ausgehenden 18.Jahrhundert (1790) berichtet Volta von  Selbstversuchen, bei denen er mittels zwei Strom führenden Drähten in seinen äußeren Gehörgängen Höreindrücke erzeugen konnte.

 

Lange Zeit blieb dies die einzige und wenig beachtete Entdeckung auf diesem Gebiet. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts widmeten sich Forscher wieder intensiver dieser Materie.

 

1925 entdeckten Radioingenieure den „ elektrophonischen Höreffekt“, welcher das Phänomen beschreibt, dass elektrisch stimulierte Elektroden nahe am Ohr Hörsensationen auslösen.

 

1930 anästhesierten Wever und Bray eine Katze und implantierten eine ableitende Elektrode an deren Hörnerv, an welche sie einen Lautsprecher anschlossen. Dann sprach einer der Forscher einige Sätze nahe dem Ohr der Katze und andere Mitglieder des Forscherteams konnten das Gesagte im Nebenraum über den Lautsprecher hören und schlossen daraus, dass die physiologische akustische Übertragung ähnlich einem Telephon funktionieren muss, wobei die Haarzellen der Cochlea für die Übertragung des akustischen Signals in ein elektrisches Potential verantwortlich sind, welches über die Nerven ans Gehirn weitergeleitet wird. 1936 beschrieben sie dann diese bioelektrischen Potentiale als Mikrofonpotentiale.

 

Schließlich implantierten Djourno und Eyries Mitte der 50er Jahre die ersten Elektroden im Tierversuch und entwickelten die auch heute noch verwendete transcutane Informationsübertragung zwischen Sender und implantiertem Empfänger mittels Induktion. Im Februar 1957 folgte die erste versuchsweise Cochlea Implantation am Menschen, dabei wurde das Implantat aber wieder während der Operation entfernt.

 

In den 60er Jahren entwickelten William House und James Doyle in Los Angeles mehrere Cochlea stimulierende Prototypen, basierend auf der Arbeit von Forschern des Massachusetts Institut und einer russischen Forschergruppe, und implantierten sie erfolgreich Patienten. Die erste permanente Cochlea Implantation erfolgte im Jahre 1961 von William House in Los Angeles. Eine Gold Elektrode wurde intracochleär platziert. Zeitgleich wurde von F. Blair Simmons an der Standfort University eine Elektrode in den Modiolus der Schnecke implantiert und auch dieser Patient konnte von Hörempfindungen berichten.

 

Ebenfalls Mitte der 60er Jahre präsentierte Robin Michelson das erste einkanalige (single-channel) Cochlea Implantat an der University California San Francisco (UCSF) mit einem implantierten Empfänger, bei dem das Stimulationssignal transkutan übermittelt wurde, und einer bipolaren Elektrode, die in die Scala tympani, nahe dem Modiolus, inseriert wurde. Hierbei handelte es sich um ein analoges Gerät, das den eigentlichen Vorläufer moderner CI´s darstellt.

 

In den späten 60er Jahren verbesserte er sein Implantat unter der Mithilfe von Arnold Beckman und Mel Bartz, in dem sie biokompatible Materialien (Siliconummantelung des Implantates und der Elektrode) zur Anwendung brachten.

 

Im Mai 1971 wurde der erste Prototyp eines mehrkanaligen (multi-channel) Cochlea Implantats vorgestellt.

 

1973 waren bereits 12 Patienten von House, 7 von Michelson und 2 von Simmons mit dem single-channel Implantat versorgt und die Höreindrücke der Patienten zur Weiterentwicklung der Geräte herangezogen.

 

Anfang der 70er Jahre begannen unabhängig voneinander Henry Chouard in Paris und das Ehepaar Ingeborg und Erwin Hochmair (technische Universität Wien) zusammen mit Kurt Burian (II. HNO Universitätsklinik Wien) mit der Entwicklung eines eigenen Implantates.

 

Im Dezember 1977 wurde in Wien die erste permanente Cochlea Implantation durchgeführt. Zur Anwendung kam ein von der TU Wien angefertigtes mehrkanal Analogimplantat mit Epoxyummantelung.

 

Dies war auch die erste Implantation mit einem Mehrkanal Cochlear Implantat weltweit !

 

Während das San Francisco Implantat (später 3M / House single-channel genannt, da von der Firma 3M produziert) nicht weiter entwickelt wurde, wurde Anfang der 80er Jahre in Australien die Firma Cochlear AG (Markenname: Nucleus; die Gehörschnecke - in Deutsch und Latein Cochlea, heißt auf englisch cochlear) gegründet, die, so wie die Wiener Arbeitsgruppe, an der Entwicklung verbesserter Implantate arbeitete.

 

Nach dem Ende der Zusammenarbeit der UCSF mit der Firma Storz, konnte im Oktober 1985 von den Kollegen der Universität San Francisco mit Alfred E. Man ein großzügiger Sponsor für das weitere Cochlea Implantat Forschungsprogramm gewonnen werden. Im Verlauf der nächsten Dekade wurde aus dieser Zusammenarbeit die US Firma Advanced Bionics (Markenname Clarion). 

 

In Belgien entstand mit der Gründung der Firma Laura ein weiterer Anbieter, der seit Mitter der 90er Jahre nicht mehr am Markt vertreten ist.

 

In Paris entstand aus dem Programm um Henry Chouard die französische Firma MXM, die heute noch existiert.

 

Die Weiterentwicklung der ersten Prototypen des Wiener Implantats führten aufgrund des Erfolges zu steigender internationaler  Nachfrage, die durch manuelle Herstellung an der TU Wien nicht mehr befriedigt werden konnte. Daher wurde 1988 die österreichische Firma Medical Electronics (Med El) in Wien gegründet. Der heutige Firmensitz befindet sich in Innsbruck. Aus den analogen Implantaten E 1 Ball und 2 SC6 ging nach intensiver Entwicklungsarbeit 1994 das mehrkanalige digitale Med El Combi 40 Implantat hervor.

 

Durch Weiterentwicklung bestehender Systeme sind nun von allen Firmen Cochlear (Nucleus Contour II) und Advanced Bionics (Clarion High Focus II) moderne mehrkanalige Systeme am Markt.

 

Seit 1995 ist mit dem Med El Combi 40+ mit unterschiedlichen Elektrodenlängen (Standard, Short, M, Split, custom made) ein modernes mehrkanaliges Implantat der nächsten Generation im Einsatz, welches durch Forschungsprojekte an der HNO Universitätsklinik Wien und anderen internationalen HNO Universitäten ständig weiterentwickelt wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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